Freitag, 8. Februar 2008

Spurensuche in Bodenfelde - ein Rundgang

Spurensuche in Bodenfelde

Grosses Interesse an jüdischer Geschichte

Bodenfelde. Dreißig Personen aus allen Altersgruppen nahmen unter Leitung von Detlev Herbst(Volpriehausen) und Josef Kahlberg(Naot Mordechai/Israel) an einem Rundgang durch das „jüdische Bodenfelde“ teil, zu dem Heimatverein und SPD-Ortsverein eingeladen hatten.

Die erste Station des Rundgangs war die Hügelstraße, wo die Familie Cohen in einem Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert (Haus Nr. 4) lange Zeit einen Zigarrenhandel betrieb. In diesem Gebäude praktizierte auch zeitweilig der jüdische Zahnarzt Alfred Treumann.

In der Synagoge, die 1825 in der Nähe des Mühlenbachs gebaut wurde, vermittelten Herbst und Kahlberg Einblicke in die jüdische Religionswelt und in die Geschichte dieses Bauwerks, das wahrscheinlich noch im Laufe des nächsten Jahres nach Göttingen versetzt werden soll.

In der Querstraße Nr. 1 verkauften Röschen, Simon und Moses Kahlberg Handtücher, Bettwäsche und Tischtücher. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 konnten sie von ihrem Laden kaum noch leben, da sie –wie die anderen jüdischen Geschäfte am Ort- von den meisten Bodenfeldern boykottiert wurden. Simon Kahlberg starb 1938. Im Juli 1942 wurden Röschen und Moses aus ihrem Heimatort vertrieben. Die Geschwister, die damals 78 bzw. 75 Jahre alt waren, starben im Ghetto Minsk bzw. im KZ Theresienstadt unter ungeklärten Umständen.

Die Bleekstraße war früher die Hauptstraße Bodenfeldes. Hier hatten auch mehrere jüdische Kaufleute ihren Sitz. Nathan Katz besaß in der Bleekstraße 8 ein gut gehendes Textilwarengeschäft. Er engagierte sich in verschiedenen Vereinen und war mit Heinrich Dickhut befreundet, der ihm 1933 zum realen Marktwert sein Unternehmen abkaufte und ihm zudem noch Wohnrecht und einen Arbeitsplatz gewährte. Nathan Katz und seine Ehefrau Rosa wurden von den Nazis 1943 im KZ Sobibor ermordet.

Nathans Bruder Sally lebte mit seiner Familie in der Bleekstraße 8 und betrieb dort ein Mode- und Bekleidungsgeschäft. Er war im Dorf beliebt, weil er armen Leuten zinslose Kredite gewährte. Sally Katz musste Haus und Hof 1937 zu miserablen Konditionen verkaufen. Er starb 1943 im Ghetto Lodz.

Albert Freudenthal war der letzte Synagogenvorsteher Bodenfeldes und führte in der Bleekstraße Nr. 2 ein Bekleidungsgeschäft. Der begeisterte Welfe wanderte 1939 nach Palästina aus, als er in Deutschland keine Existenzbasis mehr sah. Sein Sohn Hans(Chanan) wohnt heute in Haifa.

Eine weitere jüdische Familie lebte in der Götzstraße 14. Der Textilkaufmann Jacob Simon war 1910 nach Bodenfelde gekommen und blieb dort bis 1936. Er konnte 1939 nach England emigrieren. Sein Sohn Werner wurde in Sobibor umgebracht.

1 Kommentar:

webhillizzy hat gesagt…

Hello. Sally Katz was my great-grandfather. I am curious if you have any additional information about the Katz family. Thank you for posting!